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Interview mit dem Gitarristen Oleg Dergilev

IDEA SOCIETY: Lieber Oleg, danke dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch mit uns genommen haben! Wir sind von Ihrem musikalischen Talent fasziniert und möchten gern mehr über Sie in Erfahrung bringen. Sagen Sie uns doch bitte wann sie geboren sind und woher Sie kommen!

OLEG: Ja, also es ist auch für mich interessant über die IDEA Society zu erfahren und euch kennenzulernen. Ich komme aus Russland und bin 1986 in Leningrad (St. Peterburg) geboren.

IDEA SOCIETY: Wie und wann haben Sie mit dem Gitarrespielen begonnen?

OLEG: Da ich nicht aus einer Musik-Familie stamme, war es der Zufall der mich mit der Musik verbunden hat. Ich weiss nicht, ob meine Eltern von mir erwartet haben, dass ich ein professioneller Musiker werde, nach dem Sie mir eine Gitarre in den Schoss gelegt haben! Es war auch nicht meine persönliche Entscheidung. Alles begann damit, dass meine Mutter meinem Vater eine Gitarre zum Geburtstag schenkte, außer ein paar Akkorde zum Spaß im Freundeskreis zu spielen, verwendete mein Papa aber die Gitarre nicht. Ich bin sieben Jahre alt gewesen, als ich der verstaubten Gitarre Aufmerksamkeit schenkte, seit dem ließ sie mich nicht mehr los.

IDEA SOCIETY: Und wie ging es dann weiter? Haben Sie in der Musikschule die Entscheidung für sich treffen können, ob Gitarrespielen auch das ist was Sie professionell auch machen möchten?

OLEG: Im ersten Jahr an der Musikschule bin ich nicht viel zum spielen gekommen. Mein damaliger Lehrer, war kein professioneller Musiker und hatte außerhalb der Schule viele andere Tätigkeiten jeglicher Art. Deshalb kam er meistens müde zu den Unterrichtstunden und fokussierte sich darauf selten. Genauso wie ich. Im folgenden Jahr habe ich meinen Pädagogen Alexey Khorev kennengelernt, und ab dann fang es erst richtig an. Keinem Menschen bin ich für alle meine Erfolge so dankbar wie ihm, seine Arbeit mit mir war wohl die schwerste und die wichtigste. Im Jahr 2001 habe ich an einem Jugendgitarrewettbewerb in Wien teilgenommen wo ich den ersten preis bekommen habe. Im Jahr darauf hatte ich weitere Auftritte in Wien. Im Jahr 2003, nach Abschluss der Russischen Mittelschule, wurde es für mich und für meine Eltern klar, dass ich mit dem Gitarrespielen weitermachen werde. Jetzt habe ich in mir den ständigen Drang kreativ zu sein und kann es mir deshalb nicht mehr vorstellen mit dem Gitarrespielen aufzuhören.

 

IDEA SOCIETY: Wie kamen Sie dann nach Wien und warum haben Sie sich entschieden sich hier weiterzubilden und Ihre Karriere als Musiker zu beginnen?

OLEG: Bei meinen Auftritten in Wien habe ich meinen derzeitigen Professor kennengelernt. Das weitere hat sich von selbst ergeben. Es war für mich leider offensichtlich, dass es in Russland sehr schwer werden würde meiner Berufung zu folgen und eine Karriere als Gitarist zu beginnen, da sich das Gitarrenspielen zum gegebenen Zeitpunkt kaum weiterentwickelte.

IDEA SOCIETY: Hatten Sie eigentlich Mitschüler in Ihrer damaligen Klasse in Russland, die auch Gitarre gespielt haben?“

OLEG: Nein, ich war der einzige aus meiner Klasse.

IDEA SOCIETY: Wenn Sie Russland jetzt mit dem Russland vor fünfzehn Jahren vergleichen, schätzen Sie ist es leichter oder schwieriger für die Künstler geworden?

OLEG: Vor zehn-fünfzehn Jahren, würde ich meinen, ist es leichter für Musiker und Künstler aller Art gewesen. Jetzt sind die Zeiten schwieriger für die Kunst. Wenn ich meine bisherigen Erfahrungen in Betracht ziehe, dann würde ich nicht noch mal Musiker werden!

IDEA SOCIETY: Und halten Sie nun Wien für die richtige Wahl für den Berufseinstiegs eines Musikers?

OLEG: Ehrlich gesagt, hätte ich noch einmal die Wahl gehabt, hätte ich Wien nicht ausgewählt! Obwohl ich mit den Pädagogen an der Universität sehr zufrieden bin, finde ich, dass Wien für einen Musiker, der sich weiterentwickeln möchte und kreativ zu sein will, nicht der richtige Ort ist!

IDEA SOCIETY: Interessant! Und warum nicht?

OLEG: Ich glaube, dass wenn in der Kunst das Angebot mehr als ausreichend ist, das Geschmacksniveau sinkt. Die Musiker sind dann auch gezwungen sich an das Publikum zu orientieren, und deshalb schafft der Musiker nicht das, was er am besten kann, sondern was von Ihm verlangt wird. Stark positiv ist allerdins, dass das durchschnittliche künstlerische Niveau der wiener Musiker oft sehr hoch liegt und das Potenzial dementsprechend gross ist.

IDEA SOCIETY: Also die Musiker müssen sich an das gesättigte Publikum orientieren! Wie bewerten Sie die musikalische Orientierung der Wiener?

OLEG: Ich würde den Geschmack des Publikums hier in Wien nicht unbedingt als konservativ, aber als oft oberflächlich bezeichnen. Leider wird von den Musikern erwartet sich dem Publikum anzupassen. Ich bin der Ansicht, dass Musik nicht allein der Unterhaltung des Publikums dienen darf. Der Zuhörer soll provoziert werden durch seine Art der Auffassung der Musik sich an dem Bühnenstück zu beteiligen. Er muss sich bemühen die Musik zu verstehen und sie in seiner Aufnahme weiterzuverarbeiten.

IDEA SOCIETY: Gibt es den, Ihres Erachtens nach, einen solchen Ort, wo der Musiker, ohne dem Druck des Publikums und dessen eintönigen Geschmacksinn, frei auftreten kann?

OLEG: Nein! Musiker sollten anfangen Wirtschaft zu studieren und dann an in Unternehmen arbeiten und der ungezwungenen Musik als Hobby nachgehen.

IDEA SOCIETY: Finden Sie, dass Sie als junger Künstler von der Kunst allein leben können?

OLEG: In Wien, ja. In St. Petersburg wäre es vielleicht unter Umständen auch möglich.

IDEA SOCIETY: Was sind Ihre Pläne in nächster Zukunft?

OLEG: Erstmal mein Studium abzuschließen. Derzeit mache ich ein Doppelstudium und beabsichtige in einpaar Jahre zusätzlich ein Studium in Tonmeisterei zu absolvieren.

IDEA SOCIETY: Möchten Sie sich auch in dieser Richtung beruflich betätigen?

OLEG: Nicht unbedingt. Dieses Studium ist für jeden Musiker empfehlenswert, beruflich habe ich allerdings vor mich eher der Gitarre zu widmen. Durch das Gitarrespielen kann ich meine Kreativität ausspielen und vor einem Publikum aufzutreten ist schon ein besonderes Gefühl!

IDEA SOCIETY: Danke für das Gespräch und viel Erfolg!

OLEG: Danke fürs Interview.